Interview mit Michelle Natascha Weber

Michelle Natascha Weber wurde 1980 in Hanau geboren und lebt heute am Rhein. Nach dem Abitur studierte sie Kunstgeschichte und Anglistik in Gießen und widmete sich ihrer Leidenschaft für das Schreiben. Sie schreibt Fantasy-Romane, in denen sich Märchenelemente mit Gothic Romance und Mantel und Degen Einflüssen vereinen.

 

 

 

 

Im Oktober haben wir als Leserunde das Buch „Rabenkönigin“ von Michelle N. Weber gelesen. Passend dazu gibt es am Ende dieses Interview!
1. Seit wann schreibst du?
Mein erster »Schreibversuch« aus der Fantasyrichtung muss wohl ein Aufsatz in der Schule gewesen sein, irgendwann in der 6. Klasse. Allerdings erinnere ich mich nur noch schwach an den Inhalt. 😉 Aber wirklich mit dem Schreiben angefangen habe ich mit 18 oder 19, zuerst Texte für Pen & Paper Rollenspiele und schon bald darauf die ersten Kurzgeschichten.
2. Nenne uns drei Dinge die du beim Schreiben immer dabei hast! Gerne auch warum…

Hmm. Das ist gar nicht so einfach, weil ich tatsächlich das meiste, das ich brauche, in meinem Schreibprogramm habe. Primär brauche ich also meinen Computer und Papyrus Autor, weil ich darin wirklich zu 98% alles mache. Aber ich würde sagen – Kaffee, damit ich wach bleibe. 😉 Dann ein kleines Notizbuch, in dem ich im Zweifelsfall ein kurzes Brainstorming machen kann, wenn ich mal irgendwo festhänge und natürlich einen Stift. Das sind drei Sachen, die ich beim Arbeiten immer um mich rum habe. Wenig, ich weiß. Ich habe das meiste immer direkt in meinem Programm – oh, vielleicht noch ein Bild vom Cover – das ist im Normalfall immer in meinem Dokument zu finden, weil es für mich die Stimmung transportiert.

3. Was gefällt dir am schreiben am meisten?
Ich denke, das Erzählen an sich. Ich war immer schon ein Erzähler – sogar als Kind in einem gewissen Maße. Und da ich Fantasy schreibe – das Welten erschaffen. Ich bin ein Weltenbauer, der es liebt, wenn sich nach und nach eine Welt entfaltet. Wenn Ideen ineinanderfließen und sich daraus irgendwann ein stimmiges und komplexes Gebilde ergibt. Wenn die Welt wächst, Beziehungen wachsen und immer neue Details zu entdecken sind. Schreiben hat eine wundervolle Eigendynamik – vielleicht sogar Magie. Wenn ein Wort an einer Stelle eine ganze Flut auslöst, an die man vorher nie gedacht hat. Also tatsächlich – diese Magie.

4. In welchen Genre fühlst du dich Zuhause?
Ich bin ganz klar in erster Linie in der High Fantasy zuhause. Da fühle ich mich wohl, weil für all meine Ideen Platz ist. Daneben habe ich eine Schwäche für Gothic Fantasy, für Märchenhaftes und ein großes Herz für Mantel & Degen. Aber das kann ich leider nur selten ausleben.

5. Gibt es einen echten Ort den du gerne mal bereisen möchtest um darüber zu schreiben?
Nein, im Grunde nicht. Es gibt sicherlich reale Flecken in der Welt, die mich inspirieren – Indien, Italien (speziell zur Zeit der Renaissance), aber da mein Herz für den Weltenbau und die Fantasy schlägt, finden die Reisen eher in meinem Kopf statt.

6. Wenn du nicht gerade schreibst, was machst du dann?
Ich lese natürlich selbst gerne. Dann habe ich zwei Hundewelpen zuhause, die noch sehr viel Aufmerksamkeit brauchen. Ich backe gern und probiere allerlei im künstlerischen Bereich aus – oder auch Handarbeiten. Und ich habe eine Vorliebe für Serien.

7. Wer ist dein Lieblingsautor?
Ganz klar Robin Hobb. Ich mag viele Autoren, aber wenn ich mal wieder zu meinen Wurzeln zurückfinden muss, dann fällt meine Wahl immer auf Robin Hobb und das kann kein Zufall sein. 😉

8. Welchen Autoren würdest du gerne mal kennenlernen?
Hmm … eigentlich … habe ich darüber noch nie nachgedacht, wenn ich ganz ehrlich sein soll. Ich wäre wahrscheinlich viel zu nervös bei einem solchen Treffen und würde sowieso nur Unsinn herausbekommen. 😉

9. Gibt es ein Buch was du gerne verfilmt sehen möchtest?
Passend zur Frage nach den Lieblingsautoren – die Zauberschiffe von Robin Hobb.

10. Wenn du könntest in welche Fiktive Welt würdest du gerne mal reisen?
Ach, da gäbe es viele, die sicher sehenswert wären. Aber vielleicht würde ich tatsächlich Krynn einen Besuch abstatten. Die Welt, in der für mich mit 12 Jahren meine Reise in die High Fantasy begonnen hat.

11. Wie suchst du dir Bücher aus?
Ich denke, zuerst fällt mir ein Covers ins Auge, das mich anspricht. Und dann schau ich mir den Klappentext an und schnuppere mal in den Inhalt. Ich lese relativ viele eBooks, weil meine Augen damit besser klarkommen mittlerweile und nutze von daher auch gerne die Leseproben, um zu sehen, ob es mit mir und dem Text klappt. Natürlich sagt das nicht immer viel aus. Ich habe schon Leseproben gelesen, die eher langweilig waren und sie verworfen. Als ich später dann doch zu dem Buch gegriffen habe, wurde es danach richtig gut. Und umgekehrt ebenso.

12. Was ist dir in der Buchhandlung besonders wichtig?
Die Buchauswahl wahrscheinlich. Ich bin eigentlich genauso gerne in der kleinen Buchhandlung unterwegs wie bei Hugendubel oder Thalia. Hauptsache, es gibt jede Menge Bücher auf einem Haufen, in die man seine Nase stecken kann. 😉

13. Altmodisch oder Modern?
eBook oder Buch?
online bestellen oder lieber in die Buchhandlung?
Definitiv in allen Punkten: Beides. Alles hat seine Vorteile – ich würde keines davon komplett ausklammern.

14. Wir haben einige dabei die nicht bei der Leserunde dabei waren, was würdest du aus Rabenkönigin ihnen ans Herz legen?
Die Rabenkönigin ist ein Buch für den Herbst, wenn die Blätter fallen und man mit einer Tasse Tee in einer Märchenwelt versinken möchte. Einer Welt, in der man die Geheimnisse modriger Gemäuer erforscht, in der Geister leben und Tiere manchmal mehr sind, als sie zu sein scheinen. Sie ist ein bisschen skurril, nicht immer ernst und manchmal ein wenig gruselig.

15. Was glaubst du macht Rabenkönigin besonders?
Es ist ehrlich immer ganz schwer, solche Fragen zu den eigenen Büchern zu beantworten. Für mich persönlich war die Rabenkönigin ein ungewöhnliches und sehr schönes Abenteuer. Ich schreibe normalerweise sicherlich weniger märchenhaft und der »Rabe« war ein Protagonist, den ich in dieser Form noch in keinem Buch hatte. Ich habe beim Schreiben die humorigen Stellen geliebt. Corvyns Unverschämtheit, den losen Schnabel des Raben und Majas Unerschütterlichkeit. Ebenso wie die Rabenkönigin und den Feenkönig, die beide mehr Facetten hatten als hier einfach nur die Bösewichte zu sein.